Test Cullinan: So fährt sich das erste SUV von Rolls-Royce (2024)

Das Meer schimmert, der Himmel strahlt und das graue Asphaltband der Küstenstrasse zwischen Nizza und Monte Carlo freut sich wie Bolle. Ein Rolls-Royce ist unterwegs, nicht irgendein Rolls-Royce, nein der prachtvolle Cullinan gibt sich die Ehre. Er schlendert lässig von Kurve zu Kurve, er trägt edles Dunkelbraun plus winzige, im Lack eingearbeitete Metallteile. Er funkelt also, je nach Blickwinkel. Öffnet man die wuchtigen Portaltüren, fühlt man sich wie ein Gast im königlichen Salon. Helles, perfekt verarbeitetes Leder, ein wenig Holz, der Tradition wegen und natürlich der Teppich, dessen Flor höher nicht sein könnte. Die Schuhe versinken darin, oder besser, sie baden darin.

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Ein Rolls-Royce auf Abwegen? God forbid. Eher wird das Vereinigte Königreich eine Republik.

Vorab noch ein wenig Geschichte, ohne die ein Rolls-Royce sowieso niemals seine Unterkunft verlässt. Der Cullinan ist der erste seiner Familie, der mit einer Klappe am feinen Hintern unterwegs ist. Außerdem hat er noch Allrad-Antrieb und Allrad-Lenkung. Das alles sind Dinge, die man im Hause Rolls-Royce Motorcars vor ein paar Jahrzehnten noch empört als üble Nachrede von sich gewiesen hätte. Ein Rolls-Royce auf Abwegen? Jenseits asphaltierter oder noch besser mit feinem Kiesel belegter Wege oder Auffahrten? Auf das Lord oder Lady mit Verunreinigungen am Schuhwerk das Anwesen betreten müssen? God forbid. Eher wird das Vereinigte Königreich eine Republik. Aber, wir leben in Zeiten höchster Coolness. Ein Rolls-Royce mit Lust und Kompetenz auf Geländegänge ist eine Idee, die immer mehr Menschen verführt. Das royale Gefährt für alle Terrains. Es gibt keine Grenzen, es gibt nur Möglichkeiten. Das klingt ein wenig übertrieben, aber der Cullinan ist tatsächlich ein kompetenter Geländegänger. Mit Champagner zwischen den hinteren Sitzen und bei Bedarf zwei Sitzen hinter der Heckklappe für aussichtsreiche Momente.

Der Cullinan kann ins Gelände, aber er muss nicht.

Kommen wir zur Technik, die dem Cullinan zu seinen Offroad-Kompetenzen verhilft. Da wäre zunächst die Karosserie, die man mittels sehr kurzer Überhänge vorn und hinten, sowie einem kürzeren Radstand plus Wattiefe von 54 Zentimetern auf Ausflüge jenseits befestigter Strassen vorbereitet hat. Wir haben das ausprobiert und der Brite hat einige Hügel sehr cool bestiegen und wieder verlassen. Der Auffahrschutz unten an der Frontverkleidung war dabei mehr als nur ein beruhigendes Element. Hilfreich war natürlich der Fahrmodus „Offroad“, der das Spiel der Motorkräfte sauber auf die Räder verteilte, die den Kontakt zum Boden nicht verloren hatten. Der Cullinan ist sicher kein Kraxler, mit dem man tagelang jenseits aller Pfade durchs südfranzösische Hinterland rollt, schon die feinen Felgen und der noch feinere Lack würden unnötig in Mitleidenschaft gezogen. Wir schreiben deshalb von sehr guten Geländeeigenschaften, aber nicht vom Geländespezialist aus Goodwood. Er kann, aber er muss nicht.

Viel schöner und eleganter rollt der junge Rolls-Royce über Straßen, Alleen, Boulevards und mit weißem Kiesel betreute Auffahrten, denn er ist ein ausgesprochen vornehme Erscheinung. Und das trotz seiner Maße. Er ist kürzer als der Phantom. Mit 5,34 Metern Länge und einer Breite 2,16 Metern (mit ausgeklappten Spiegeln) ist er trotzdem ein Fahrzeug der Kategorie „Großer Wagen“, was in sehr kleinen Gassen hier und da für Publikum sorgt, weil man sich fragt, ob der da wohl durchpassen wird. Und: Er passte immer durch. Ein wenig Mut, ein wenig Augenmaß und Erfahrung im Umgang mit Fahrzeugen aus Goodwood reichten immer aus. (Auch interessant:So fährt sich ein Rolls-Royce Phantom VIII)

571 PS, 850 Newtonmeter und 250 km/h Spitze

Jenseits aller Mauern in kleinen Dörfern rollte der Cullinan mit der gewohnten Souveränität umher. Die 571 PS waren meist kaum gefordert, die 850 Newtonmeter noch weniger. Das Symbol aller Rolls-Royce, die Spirit of Ecstasy, glänzte in der Frühsommer-Sonne. Das bestens mit feinem Leder ummantelte Volant steuerte den 2,66 Tonnen leichten Wagen eindrucksvoll präzise durch die Kurven der Provence.

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Kurze Beschleunigungstest bestand der rollende Diamant mit Bravour und auf der Autobahn staunten die Insassen zahlreicher PKW nicht schlecht, wenn das erhabene Gefährt an ihnen vorbei flog. Man kann 250 km/h schaffen, aber in Frankreich ist das keine gute Idee. Was wir noch unbedingt aufschreiben müssen, ist die Wirkung der Dämmung im Cullinan. Man hört: nichts, absolut nichts. Wie im Elektroauto, nur um Längen eleganter, feiner, entrückter. Wer dank beruflichem oder privatem Stress eine Auszeit, eine Erholung vom Alltag braucht, sollte sich von seinem Hausarzt eine Stunde im fahrenden Cullinan verschreiben lassen. Wir garantieren, dass man den Cullinan wie ein neuer Mensch verlässt. (Der Cullinan gehört übrigens zu den 10 exklusivsten SUVs).

Und nun noch ein paar Worte zu den beiden Sitzen hinten im Gepäckteil. Sie sind Teil des Zubehör-Programmes, kosten also extra. Wer sie bestellt, findet im hinteren Teil eine Behausung, bestens mit Teppich verkleidet. Dazu ein paar Knöpfe, die die Behausung öffnen und eine Lade mit den beiden Sitzen plus Tisch nach vorn fahren, also knapp über den Rand der Ladekante. Dort sitzend, erfreut man sich dem Blick auf das plätschernde Meer oder eine saftige Wiese oder ein Canyon oder was auch immer. Jedenfalls sind die beiden Sessel das Ergebnis einer feinen Idee aus England. Dort wirft man gerne karierte Decken auf Wiesen, stellt einen Korb mit allerlei Essbarem dazu und genießt die Natur. Man nennt das Picknick und der Cullinan macht daraus Picknick mit Aussicht.

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Die technischen Daten (laut Hersteller):

Motor: V12 BiTurboHubraum: 6.750 ccm
Leistung: 420 kW / 571 PS bei 5.000 U/min
Drehmoment: 850 Nm bei 1.600
U/minAntrieb: Allrad
Lenkung: Allrad
Getriebe: 8-Gang Automatik
Türen: 5Sitze: 4 + 2 (Extra)

Maße:
Länge: 5.341 mm
Breite (ohne Spiegel): 2.164 mm (2.000 mm)
Höhe: 1.835 mm
Radstand: 3.295 mm
Wendekreis: 13,23 m
Gepäckraum: 526 l
Leergewicht: 2.660 kg

Fahrleistungen/Verbrauch:
0-100 km/h: 5,2 s
Top Speed: 250 km/h abgeregelt
Verbrauch kombiniert nach WLTP: 15,0 l/100 km
CO2 nach WLTP: 341 g/km
Preis in Deutschland inkl. Steuer ab: 315.350,00 Euro

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